Seminare


Diagnostik und Therapie kindlicher Aussprachestörungen (P.O.P.T.)

Die Einteilung kindlicher Aussprachestörungen unklarer Genese ist in der deutschsprachigen Literatur von großen Unstimmigkeiten geprägt, die sich in einer schier endlosen, inkongruenten, teilweise undefinierten Terminologie äußert. Forschung im anglo-amerikanischen Raum hat erwiesen, dass eine psycholinguistische Betrachtung von kindlichen Aussprachestörungen die sinnvollste Sichtweise ist. Das Klassifikationsmodell nach Dodd (1995) ist ein psycholinguistisches Modell, das die Identifikation einer zugrunde liegenden Störung einer Aussprachestörung und die Ableitung einer störungsspezifischen Therapiemethodik ermöglicht. Im Rahmen des Kurses sollen theoretische Inhalte vermittelt werden, die durch vielfältige praktische Übungen unterstützten verdeutlicht werden. Schwerpunkt stellt der Therapieansatz P.O.P.T. dar, aber auch auf die Inkonsequenz-Therapie und die Abgrenzung zur verbalen Entwicklungsdyspraxie wird eingegangen.

Daher hat das angebotene Seminar auf der Basis des aktuellen internationalen Forschungsstandes folgende Ziele:

  • Vermittlung von theoretischen Grundlagen und Definitionen zu den genannten Begriffen mit praktischen Übungen
  • Vermittlung von Klassifikationsmöglichkeiten / Einteilungen von Aussprachestörungen und den damit verbundenen Störungsebenen
  • Vermittlung des diagnostischen Vorgehen: Durchführen und Auswertung anhand von Fallbeispielen – insbesondere die Prozessanalyse
  • Darstellung verschiedener therapeutischer Vorgehensweisen (wann setzt man welche Ansätze am effektivsten ein?)
  • Vermittlung des P.O.P.T. - Ansatzes anhand von Fallbeispielen, praktischen Übungen und Videos
  • Vermittlung der Inkonsequenz-Therapie

Die Teilnehmer erhalten im Vorfeld ein Vorbereitungsskript und Übungen mit Lösungen, die bestimmte Aspekte vorbereiten sollen.


Diagnostik und Therapie kindlicher Aussprachestörungen (Vertiefungsseminar)

Die Umsetzung von Therapiemethoden in den logopädischen Alltag wirft immer wieder Fragen auf. So auch in der Behandlung von kindlichen Aussprachestörungen. Mit welchem Prozess fange ich bei diesem Kind an? Wie genau sieht mein Vorgehen bei diesem Kind aus? Warum geht es nicht vorwärts? Diese und weitere Fragen sollen geklärt werden.

Ziel des Fortsetzungsseminares ist daher neben einer kurzen Auffrischung relevanter Grundlagen eine Vertiefung der störungsspezifischen Therapieansätze anhand eingereichter Fallbeispiele der Teilnehmer/innen.

Voraussetzung zur Teilnahme ist der vorherige Besuch des Hauptseminars.


Differentialdiagnostik und Therapie von Kindern mit komplexen Aussprachstörungen

Die meisten Kinder, die mit Verdacht auf Aussprachestörung in die logopädische Praxis überwiesen werden, zeigen eindeutige und wenig komplexe Symptomatologien. Es handelt sich um Kinder mit einer rein zeitlichen phonologischen Verzögerung (z.B. Vorverlagerung der Velare, Reduktion von Konsonantenverbindungen) oder einem eindeutigen Befund einer konsequenten phonologischen Störung (z.B. Rückverlagerung der Alveolare). In diesen Fällen stellt die Prozessanalyse keine besondere Herausforderung für die Therapeuten dar und auch die Wahl des therapeutischen Vorgehens ist in der Regel lehrbuchmäßig. Im Gegensatz zu diesen Kindern werden aber auch Kinder mit komplexen Aussprachestörungen überwiesen, was dazu führt dass diese Kinder hochgradig unverständlich sind. Es liegen oft keine der ganz häufigen, eindeutigen Prozesse vor, sodass nicht auf den ersten Blick zu entscheiden ist, wie der Befund auszuwerten sein könnte und welche Therapie abzuleiten ist. Diese Kinder können sowohl eine komplexe Form der konsequenten phonologischen Störung aufweisen, als auch eine inkonsequente phonologische Störung oder eine verbale Entwicklungsdyspraxie. Die drei Störungsbilder unterscheiden sich in den betroffenen Störungsebenen des Sprachverarbeitungsprozesses, so dass jeweils sehr spezifische, den Störungsebenen entsprechende Therapieansätze angewendet werden müssen. International liegen ausreichend Studien vor, die zeigen, dass die Wahl eines i korrekten Therapieansatzes zu unzureichendem oder keinem Erfolg führt. Daher ist es die Aufgabe des Therapeuten mithilfe differenzialdiagnostischer Schritte eine korrekte Diagnose zu erstellen. Im Rahmen des eintägigen Seminars soll neben den theoretischen Grundlagen zu den drei Störungsbildern anhand von Fällen erarbeitet werden, mithilfe welcher differenzialdiagnostischer Kriterien eine möglichst genaue Diagnosestellung möglich sein kann. Des Weiteren werden die daraus resultierenden therapeutischen Möglichkeiten in der Art beleuchtet, dass ein grundsätzliches Verständnis für das therapeutische Vorgehen erreicht werden kann, aber wahrscheinlich keine direkte Umsetzung ohne weitere Fortbildungen oder intensive Literaturrecherche möglich sein wird.


Phonologische Prozessanalyse und Therapieableitung

Die phonologische Prozessanalyse ist die Voraussetzung zur Therapieplanung bei Kinder mit phonologischen Aussprachestörungen bei konsequenter Wortproduktion. Kinder können dabei physiologische Prozesse für ihre Muttersprache zeigen, die altersgemäß oder verzögert sind, aber auch pathologische Prozesse. Für letztere gibt es Prozesse, die einfach zu identifizieren sind und häufig vorkommen, aber auch komplexere Prozesse. Therapeut*innen finden es häufig schwierig Prozesse zu bestimmen und daraus Therapieziele und Schritte abzuleiten. Im Rahmen des Webinars/Seminars soll die Durchführung von zunehmend komplexeren phonologischen Prozessanalysen kleinschrittig praktisch geübt  und die daraus resultierende Ableitung von Therapieschritten verdeutlicht werden.

Angeboten als Webinar (kaum Interaktion möglich) oder Online-Seminar (Interaktion konstant möglich)

Referentinnen: A Fox-Boyer / K. Schauß/ I. Groos / W. Freese

Kerstin Schauß BA

1991-94 Ausbildung zur Logopädin in Mainz
1994-97 Angestellte Logopädin in logopädischer Praxis in Schleswig (Schwerpunkt: Kindersprache)
seit 1997 Lehrlogopädin (Schwerpunkt Aussprachestörungen) Logopädieschule Kiel; Schulleitung ab 04/2025
seit 2000 Freiberuflich in Therapie und Lehre tätig
2005-2007 berufsbegleitend: Bachelorstudiengang in Logopädie, Europa Fachhochschule Fresenius, Idstein
2002-2025 berufsbegleitend: Masterstudiengang in Psychologie kindlicher Lern- und Entwicklungsauffälligkeiten, RPTU in Kaiserslautern

Cand Dr. Wiebke Freese MSc BSc

2014-2018 Studium zur Logopädin an der EUFH Rostock
2020-2022 Master Gesundheitsforschung und Therapiewissenschaften EUFH Rostock
2018-2022 Angestellte Logopädin / Praxisleitung in Logopädischer Praxis in Rostock
2022-2023 Forschungsassistentin Universität zu Lübeck
seit 2023 Angestellte Logopädin DRK Frühförderung Rostock
seit 2023 Honorardozentin an der Universität zu Lübeck und der EUFH Rostock
seit 2023 Promotionsprojekt an der Universität zu Lübeck

Inula Groos MA

1991-94 Ausbildung zur Logopädin in Hamburg
1994-00 Angestellte und freiberufliche Tätigkeit in 2 logopädischen Praxen in Hamburg
1996–03 Magisterstudiengang Phonetik (Psychologie/Pädagogik) Universität Hamburg mit Abschluss MA phil. 2003
1998-08
+seid 2015
Dozentin für Phonetik an der Berufsfachschule für Logopädie in Hamburg
seit 2000 Niedergelassen in eigener Praxis in HH, Arbeitsschwerpunkte: Kindersprache, LRS, Stottern
2008-12 Wissenschaftliche MA / Honorardozentin an der Hochschule Fresenius in Hamburg
seit 2013 Weiterbildung / HP Psychotherapie

Frau Schauß und Frau Groos sind die einzigen beiden Referentinnen, die ich lizenziert habe, das Basis- und Vertiefungsseminar auch anzubieten. Seminarinhalt und Ablauf sind identisch. Wir arbeiten seit vielen Jahren eng zusammen. Frau Freese und ich bieten Online-Seminare / Webinare zum Thema "phonologische Prozessanalyse und Therapieableitung" an.